Prolog
Am Sonntagmorgen, 05.06. stand für unsere C-Jungen das vorentscheidende Qualifikationsturnier zur Handballoberliga und Verbandsliga an.
Als Gruppenerster aus der Vorqualifikation im Handballkreis Wesel, hatten die Jungs des MTV Rheinwacht Dinslaken folgende Gegner zugelost bekommen:
- den Gruppenzweiten des Handballkreises Rhein-Ruhr, DJK VfR Mülheim Saarn,
- den Dritten im HK Krefeld-Grenzland – TV Aldekerk,
- den TB Wülfrath, vierter im HK Wuppertal-Niederberg, sowie
- aus dem HK Essen die jüngere Zweitvertretung des TUSEM Essen,
die innerhalb Ihres Kreises als fünfter den letzten freien Startplatz erhalten hatten.
Im Vorfeld schienen, mit Blick auf die im SIS Ergebnisdienst veröffentlichten Resultate aus den kreisinternen Qualifikationsrunden, die Hauptkontrahenten schnell ausgemacht zu sein: Der DJK aus Mülheim/Saarn, aber vor allem mit dem Gastgeber, TV Aldekerk musste man rechnen.
Im stark eingeschätzten Kreis Krefeld-Grenzland waren die Aldekerker nur sehr knapp an einer besseren Platzierung vorbei geschrammt. Insbesondere aber, weil man sich ausgerechnet gegen diesen Gegner in einem Vorbereitungstestspiel eine saftige Niederlage eingefahren hatte, schien Aldekerk für den Gruppensieg und den damit verbundenen Startplatz in der Oberliga favorisiert zu sein. Im damaligen Testspiel hatten die Aldekerker das neu formierte MTV Team mit schnell und präzise vorgetragenen Tempogegenstößen wie man so sagt: „… in Grund und Boden gespielt“.
Wohingegen die Mülheimer im Rhein-Ruhr Kreis ihre Qualigruppe zwar gewonnen hatten, aber im Entscheidungsspiel um Platz 1, gegen den erstplatzierten der anderen Gruppe, die JSG Hiesfeld/Aldenrade, eine derbe 53:16-Klatsche kassiert hatten.
Gegen Wülfrath und den vermeintlich leichtesten Kontrahenten TUSEM II rechnete sich das Team durchaus Siegchancen aus. Vorausgesetzt der Turnierverlauf spielte uns ein wenig in die Karten und man erwischt einen leidlich passablen Tag.
Botschaften mit Namen „Hiob“ vorweg
Die Handverletzung von Jonas, die leider seine Mitwirkung am Spielbetrieb für Wochen unmöglich machte, schürte allerdings schon im Vorfeld erste Zweifel am Gelingen der Mission. Mehr als seine mentale Unterstützung war in diesem wichtigen Turnier leider nicht möglich. Und so fand er sich als Ersatz-Co-Trainer für den ebenfalls verhinderten René auf der dürftig besetzten Bank wieder. Als dann auch noch Thilo am Turniertag krankheitsbedingt passen musste, war klar, dass alle Wechselmöglichkeiten „nun ja“ begrenzt waren.
Da waren‘s nur noch neun
Daher fuhr der Tross des elterlichen „Experten“-Anhangs um die letzten neun verbliebenen Recken: Marlon (1), Alex (2), Torben (5), Tom (6), Hendrik (7), Jakob (8), Tino (9), Christoph (10), und Finn (11) mit ungewisser Erwartung nach Aldekerk. Die Jungs waren zwar ebenfalls angespannt, jedoch zuversichtlich. Falk, unser Trainer hatte mit seinen Jungs in den letzten Trainingseinheiten extra noch eine offensivere 3-2-1 Deckung einstudiert. Diese Abwehrvariante wollte man nun in der ersten Begegnung gegen TUSEM II unter Spielbedingungen „proben“. Weil der Turnierkalender es so wollte, wartete hier doch mit einem „Kreisqualifikationsfünften“ der hoffentlich leichteste Gegner.
„Erstens kommt es anders …“
Endlich ging es los. Doch bereits beim Einwerfen beider Teams wurde dem Dinslakener Anhang klar, dass hier heute etwas nicht stimmen konnte. Hatte man eine zwar spielstarke aber aufgrund des jüngeren Jahrgangs körperlich wohl unterlegene Mannschaft erwartet, sah man sich getäuscht.
Anwurf zu unseren ersten zwanzig Minuten im Turnier. Es lief… nichts. Die Jungs agierten total nervös, wohl möglich übermotiviert. Keine koordinierte Bewegung im Angriff. Das führte zu teilweise chaotischen Situationen in der Angriffsmitte. Die beiden Außen waren ebenfalls abgemeldet. Das Ergebnis war klar! Leichte Ballverluste und völlig unvorbereitete Abschlüsse. So passiert was passieren musste, wenn eigene Erfolgserlebnisse fehlen. Die Verunsicherung wird immer größer. Bereits nach wenigen Minuten lagen wir so mit 0:7 hinten. Erst das 1:7 war dann das erlösende erste Tor.
Dabei spielte unsere Abwehrgrundordnung dem TUSEM zusätzlich in die Hände. Ein Fiasko bahnte sich an. Die Essener in dieser Situation auf allen Positionen im 1 gegen 1 überlegen, nutzten die riesigen Lücken in der viel zu offensiven Abwehr relativ gnadenlos aus.
An dieser Stelle trotz der obigen Beschreibung aber kein Vorwurf an das Team. Unser Spiel lief zwar, ich sag es mal so: „sehr bescheiden“. Das Team hat sich aber nicht aufgelöst und diese Begegnung, auch wenn hier der Drops schnell gelutscht war, achtbar zu Ende gespielt. Endergebnis 5:13 aus Dinslakener Sicht. Aber wie konnte es dazu kommen?
Die Essener waren nicht wie erwartet mit ihrem jüngeren Team angerückt, sondern sind ausschließlich mit ihrem „älteren“ 2002er Jahrgang angetreten. Sie hatten schlichtweg die Gruppen getauscht. Somit war nach diesem Spiel klar, dass in diesem Turnier zwei Kreiserste aber kein Kreisfünfter vertreten war. Für uns wurde die Luft nach dieser ersten Pleite bereits sehr dünn, wollte man zumindest als Drittplatzierter die Chance auf das „Gnadenturnier“ der Dritten, um die letzten vier Verbandsligaplätze erreichen.
„… und zweitens als man denkt“
Das für einen positiven Turnierverlauf so wichtige erste Spiel war schon mal verloren. Und mit dem TV Aldekerk wartete jetzt auch noch das Team auf unsere Jungs, gegen das einige im Vorfeld eine deutliche Niederlage voraussagten.
Ich nehme es vorweg. Was hier in diesem zweiten Spiel eintrat, war die beste Leistung, die ich von unserem Team in der kurzen Zeit seit Zusammenstellung gesehen habe. Im Angriff, wie vor allem in der Abwehr wurde konsequent und diszipliniert gespielt. In einer nun defensiveren 3-3 Formation wurde gut verschoben, auftretende Lücken sofort geschlossen, es wurde in der Abwehr gesprochen und sich gegenseitig geholfen und auf Änderungen im Spiel des Gegners reagiert. So kriegt der Torwart auch Bälle zu fassen. Und auch im Angriff passten jetzt die Laufwege besser. Es wurden gute Torgelegenheiten erspielt und endlich auch erfolgreich abgeschlossen. Bei dem Druck der Kurzspiele in einem solchen Turnier wird damit dann auch der Gegner nervöser. In der Folge lagen wir in dieser Partie von Beginn an in Führung. Und auch wenn es zum Schluss noch knapp wurde, stand am Ende ein verdientes 11:10 auf der Uhr. Nach der Schlusssirene war dann nur noch unbändiger Jubel.
Goldenes Tor in den letzten 15 Sekunden
Mit nun wieder etwas breiter Brust ging es gegen den nächsten Gegner aus Wülfrath. Hier darf man den Wülfrathern höchsten Respekt zollen. Sie haben nach den zwei verlorenen Auftaktpartien noch einmal alles in dieses Spiel gelegt, um ihre letzte Chance zu nutzen. Kein großer Handball von beiden Teams. Aber ein toller Kampf, mit Spannung und bei 10:9 dem letztlich glücklicheren Ende für uns. Einziger Wermutstropfen war hier die Wülfrather Bank, die nicht nur in diesem Spiel, durch ein etwas zu aggressives Verhalten gegenüber den Entscheidungen der Unparteiischen auffiel.
Wie im Training
Was passiert, wenn bei subtropischen Temperaturen in der Halle, am Ende eines kraftzehrenden Turniers, ein Team das Momentum auf seiner Seite hat und auf ein anderes Team trifft, das nach knappem Auftaktsieg die beiden folgenden Spiele klar verloren hat. Richtig, der Spielausgang kann deutlich werden. So war es im letzten Spiel gegen die DJK Mülheim/Saarn. Verglichen mit den vorangegangenen Spielen wirkten die Mülheimer kraftlos und deprimiert. Und so stand es bereits nach knapp zwölf Minuten 11:0 für uns. Auch wenn dann verständlicherweise mehr als ein Gang zurückgeschaltet wurde, stand am Ende ein deutlicher 17:7 Erfolg.
Fazit
TUSEM war in diesem Turnier das mit Abstand beste Team und ist verdient in der Oberliga. Souverän, keine Frage!
Es ist aber nachvollziehbar, dass ein leicht fader Beigeschmack bleibt. Auch wenn die Regeln den Wechsel der Spielgruppen anscheinend hergeben, stellt sich doch die Frage, ob der Modus in dieser Art so der Richtige ist? Wenn ein einzelner Verein mit seinem Handeln die ursprünglich festgelegte Gruppeneinteilung so massiv verschieben kann, welchen Wert hat dann die Qualifikation in den Kreisen, wo man ja versucht durch eine gute Platzierung den Stärksten Teams der anderen Kreise aus dem Weg zu gehen?
Mülheim und Wülfrath müssen nunmehr leider den Gang zurück in die Kreisliga antreten.
Mit einer insgesamt sehr starken Turnierleistung konnte der MTV Rheinwacht Dinslaken einen sicheren Platz in der Verbandsliga sichern. Glückwunsch an unsere Jungs.
Aldekerk muss ins Qualifikationsturnier um die verbleibenden vier Plätze. Viel Glück an dieser Stelle und DANKE für das gut organisierte Turnier.
Die Kür
Nüchtern betrachtet lässt sich abschließend festhalten: „Ziel erreicht.“ Der zweite Platz und die damit verbundene sichere Qualifikation zur Verbandsliga, ist genau das Ergebnis, das man erreichen wollte.
Wenn man die Bedingungen betrachtet, unter denen dieses Turnier verlief: Die teilweise ungünstige Vorbereitung, die von unserem Team zu verkraftenden Ausfälle, dem sehr holprigen Turnierstart und dem so nicht zu erwartenden Starterfeld, war dies nicht nur ein absolut bravouröses Ergebnis. Es war das absolute Optimum an diesem Tag.
Hochachtung vor der Moral, dem Kampfgeist und Siegeswillen, mit dem das Team mit allen Widrigkeiten fertig wurde. Grundsätzlich möchte ich keine Einzelspieler hervorheben. An diesem Tag kann man dies aber auch gar nicht. Das war eine super Leistung von allen. Wir haben sowieso nicht, wie andere Teams, den oder die Einzelspieler, die im Alleingang Gegner aus der Halle schießen und es geht auch nicht darum wer wie viele Tore wirft. Es geht darum als Mannschaft zu funktionieren. Und das war an diesem Sonntag TOP!
Am übernächsten Wochenende steht für unsere Jungs nun mit sieben weiteren Zweitplatzierten das letzte Qualifikationsturnier um noch zwei zu vergebende Oberligaplätze auf dem Programm. In zwei noch auszulosenden Vierer-Gruppen erhält der jeweils Erste einen der beiden letzten freien Plätze in der Oberliga. Hier ist unser Abschneiden letztlich fast egal. Jungs, ihr können es hier nehmen wie es kommt.