Der MTV trotzt dem Favoriten
Die Dinslakener Regionalliga-Handballer bringen Tusem Essen II beim 29:29 den ersten Punktverlust bei. Weil es lange nach zwei Zählern aussah, hielt sich der Jubel aber in Grenzen
Steffen Hahn ist auf dem Weg zu einem seiner neun Treffer. Weil auch Marc Pagalies auf der anderen Seite treffsicher war, gingen mehr als die Hälfte der Dinslakener Tore auf das Konto der beiden Außen. Arnulf Stoffel
Timo Kiwitz
Philipp Tuda hielt es nicht mehr auf seinem Sitz. Normalerweise steht der Rückraumspieler des MTV Rheinwacht in den entscheidenden Phasen auf dem Parkett. In den Schlussminuten bangte der 28-Jährige, der sich in der Vorwoche in Aldekerk einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, diesmal im Tribünengang mit seinen Kollegen. An die Zuschauerrolle muss sich Tuda – schon in der Vorsaison länger außer Gefecht gesetzt – erst wieder gewöhnen. Die Dinslakener Regionalliga-Handballer machten es ihrem verletzten Mitspieler gestern auch wirklich nicht leicht. Gerade die Endphase der Partie gegen die Reserve des Zweitligisten Tusem Essen war an Spannung nicht zu überbieten. Am Ende stand ein 29:29 (16:12)-Remis, nach dem die Hausherren sich nicht sicher waren, ob sie nun einen Zähler gewonnen oder eher einen verloren hatten.
Im Vorfeld hätten die weiter stark ersatzgeschwächten Dinslakener ein Unentschieden gegen den bis dato noch verlustpunktfreien Titelkandidaten sicherlich unterschrieben, doch nach 60 umkämpften Minuten blieb auch die Erkenntnis: Da war mehr möglich. Zumal die Gastgeber kurz nach der Pause schon mit fünf Toren vorne lagen und sich nach zwischenzeitlich erfolgreicher Tusem-Aufholjagd (20:20/42.) noch einmal ein Drei-Tore-Polster erarbeiteten (25:22/49.). Auch das war allerdings schnell wieder geschmolzen, weil sich die Mannschaft von Harald Jakobs nun einige völlig unnötige Ballverluste leistete, die Essen konsequent bestrafte.
In den letzten fünf Minuten hatten dann beide Teams die Möglichkeit, sich zwei Punkte zu sichern. Essen ging mit 28:27 und 29:28 in Front. Mit seinem neunten Treffer traf Rheinwacht-Rechtsaußen Steffen Hahn 65 Sekunden vor Schluss zum erneuten Ausgleich. Bei drohendem Zeitspiel ging der Knickfallwurf von Essens Mathis Stumpf auf der anderen Seite daneben. Der MTV kam noch einmal nach vorne, spielte die letzte Möglichkeit aber nicht mehr gut aus, der direkte Freiwurf von Max Reede nach der Schlusssirene ging in die Mauer.
Harald Jakobs haderte hinterher mit der Angriffsleistung in Hälfte zwei. „Wir waren da vielleicht ein bisschen zu ängstlich, haben uns einfach auch zu viele technische Fehler erlaubt“, resümierte der MTV-Coach.
Dass die Konzentration mit zunehmender Spielzeit bei Dinslaken litt, war allerdings auch nicht verwunderlich. Schließlich drückte der Kontrahent – wie erwartet – durchgängig aufs Gaspedal. Und Tusem-Trainer Nelson Weisz konnte immer wieder ohne Qualitätsverlust frische Kräfte in den Rückraum stellen. Davon ist der MTV im Moment weit entfernt. Ein Lichtblick war immerhin das Comeback von Maximilian Reede, der sich zwar mit Würfen noch merklich zurückhielt, in Hälfte eins aber dennoch viele gute Szenen hatte und einige Male als Anspieler glänzte. Zum Beispiel mit Pässen auf Kreisläufer Christoph Enders, der nach vier Minuten schon drei Tore zur 4:1-Führung der Dinslakener beigesteuert hatte. Das Spiel an den Kreis bekamen die Essener dann aber schnell in den Griff, weil aus der zweiten Reihe einfach etwas zu wenig kam. In der gesamten Partie gelangen Rheinwacht kaum Treffer aus dem Rückraum. Dafür stach gestern die „Flügelzange“ mit Hahn und Neuzugang Marc Pagalies (sechs Tore), der sein bisher bestes Spiel im MTV-Trikot machte.